Prof. Dr. Dr. E.h. Dr. h.c. Werner Sobek ist der sechste Preisträger des Fritz-Leonhardt-Preises, der alle drei Jahre von der Ingenieurkammer Baden-Württemberg (INGBW) mit Unterstützung des Verbands Beratender Ingenieure (VBI) vergeben wird. Die Auszeichnung wurde ihm am Samstag (4. Juli 2015) vom Präsidenten der Ingenieurkammer Baden-Württemberg, Prof. Dr.-Ing. Stephan Engelsmann, und von Dipl.-Ing. Stefan Zachmann, Landesvorsitzender des Verbandes Beratender Ingenieure VBI Baden-Württemberg, in der Stuttgarter Staatsgalerie verliehen.
INGBW-Präsident Stephan Engelsmann betonte in der Laudatio: "Werner Sobek ist einer der bedeutendsten Bauingenieure der Gegenwart, eine charismatische Ingenieurpersönlichkeit, in deren Werk wir die Zukunft des Bauens entdecken dürfen. Grundlage seines innovativen und visionären Werkes ist eine ganzheitliche Denkweise, die künstlerische und technische mit ökologischen und sozialen Aspekten zu vereinen weiß. Werner Sobek hat, getragen von einer bemerkenswerten schöpferischen Phantasie, Höchstleistungen im Erfinden und Entwerfen, im Gestalten und im Konstruieren vollbracht. In seinen Projekten sind Ingenieurwissenschaften und Gestaltungskompetenz unauflösbar miteinander verwoben."
Wissenschaftsministerin Theresia Bauer sagte: "Aktuelle Themen wie Nachhaltigkeit, Globalisierung und Digitalisierung sind nicht denkbar ohne Beiträge der Ingenieurwissenschaften. Gerade auf dem Gebiet der Nachhaltigkeit ist Professor Sobek ein starker Impulsgeber; ihm sind Emissions- oder Ressourcenschutz genauso wichtig wie architektonische Ästhetik. Insbesondere der Leichtbau, der ökologisch und ökonomisch zunehmend an Bedeutung gewinnt, ist ein 'Schwergewicht' seiner Forschungs- und Lehrtätigkeiten. In diesem Kontext steht der Name Werner Sobek für herausragende Arbeiten im Bereich der Bauforschung und der Baupraxis."
Der Staatssekretär im Bundesumweltministerium, Gunther Adler, fügte hinzu: "Werner Sobek steht für eine funktional und ästhetisch ausgewogene, gleichzeitig traditionelle wie nachhaltige Ingenieurbaukunst. Er personifiziert die Kreativität des Ingenieurs in der Verbindung von Forschung und Baupraxis und ist mit seinen Arbeiten auf beiden Feldern ein Visionär, der Wege in die Zukunft des Bauens aufzeigt. Er hat Ingenieurwesen weltweit und die Baukultur maßgeblich geprägt. Dafür gebühren ihm unser besonderer Dank und dieser Preis."
Stuttgarts Oberbürgermeister Fritz Kuhn sagte: "Die hohe Auszeichnung des Fritz Leonhardt-Preises ist der gerechte Lohn für eine vorausschauende und nachhaltige Baukunst, für die der Name Werner Sobek steht."
VBI-Präsident Dr.-Ing. Volker Cornelius teilte mit: "Manchmal sind wir deutschen Planer zu zurückhaltend wenn es darum geht, unsere Erfolge zu zeigen. Daher ist es wichtig für die Branche und unser Ansehen in der Welt, dass es den Fritz-Leonhardt-Preis gibt, der international Beachtung findet. Herr Professor Sobek ist ein würdiger Preisträger, der als Botschafter erstklassiger deutscher Planung und als Vorbild für junge Planerinnen und Planer anzusehen ist."
Das Werk Werner Sobeks umfasst unterschiedliche Bereiche der Baukunst wie Hochhäuser und Stadien, Fassaden und Sonderkonstruktionen, Verkehrsbauwerke, aber auch Messestände und Wohnhäuser. Beispiele sind die wandelbare Überdachung des Stadiums Hamburg-Rothenbaum, das verglaste Seilnetz des Rhön-Klinikums in Bad Neustadt, die Messestände für AUDI, Deutsche Post und MERO, die Glasfassaden des Sony-Center in Berlin, die weit spannende Stahlkonstruktion des Flughafens von Bangkok, der Altar für den Besuch von Papst Benedikt XVI. 2011 in Freiburg oder die Cité du design in St. Etienne.
Leichtbau und Transparenz sind Begriffe, die in seiner Arbeit eine große Rolle spielen. Stuttgart hat er unter anderem bereichert durch das Mercedes-Benz Museum, das Kunstmuseum und sein Wohnhaus R128. Im Juli 2014 wurde das B 10 eröffnet, das erste Aktivhaus der Welt, entwickelt nach dem Prinzip "Triple Zero": Das Gebäude benötigt "null" Energie, da es genügend selbst erzeugt, es produziert "null" CO?-Ausstoß und es hinterlässt beim Rückbau "null" Abfall.
Werner Sobek wurde am 16. Mai 1953 in Aalen geboren. Er studierte Bauingenieurwesen und Architektur an der Universität Stuttgart unter anderen bei Jörg Schlaich, Klaus Linkwitz, Jürgen Joedecke und Frei Otto. 1991 wurde er Professor für Tragkonstruktionen und konstruktives Entwerfen an der Universität Hannover. 1992 gründete er die gleichnamige Firmengruppe, die heute mehr als 220 Mitarbeiter an Standorten in Stuttgart, Frankfurt, Moskau, New York, Istanbul, London und Dubai beschäftigt.
1994 wurde er an die Universität Stuttgart berufen, wo er zunächst die Nachfolge von Frei Otto antrat sowie 2001 zusätzlich auch die Nachfolge von Jörg Schlaich übernahm. Seitdem leitet er das von ihm gegründete Institut für Leichtbau Entwerfen und Konstruieren (ILEK) der Universität Stuttgart. 2008 bis 2014 war er auch Mies van der Rohe Professor am Illinois Institute of Technology in Chicago. Darüber hinaus lehrt er als Gastprofessor an zahlreichen Universitäten im In- und Ausland. Sein Unternehmen, die Werner Sobek Group, ist ein weltweit tätiger Verbund von Planungsbüros für Architektur, Tragwerksplanung, Fassadenplanung, Nachhaltigkeitsberatung und Design.
Er ist Gründer und Vorsitzender der Initiative AED Architektur Engineering und Design in Stuttgart, er gehörte zu den Gründern der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen DGNB und saß ihr als Präsident vor. 2011 rief er mit anderen das Stuttgart Institute of Sustainability Stiftung e.V. (SIS) ins Leben, dessen Präsident er seither ist. Werner Sobek wurde für sein Schaffen mit einer Vielzahl in- und ausländischer Preise und Ehrungen ausgezeichnet, darunter der Verdienstorden des Landes Baden-Württemberg.