Die aktuelle Ertragslage beschreiben rund 58 Prozent als gut, 37 Prozent als befriedigend, rund 5 Prozent als schlecht. In den ersten drei Monaten des laufenden Jahres konnte jedes dritte Büro sein Auftragsvolumen tendenziell steigern, für die Mehrheit (rund 56 Prozent) bleibt es in etwa unverändert. Dementsprechend fällt auch das Umsatzergebnis für diesen Zeitraum aus.
Die Erwartungen für das Gesamtjahr 2015 fallen etwas verhaltender aus als zum Vorjahr. 22 Prozent der Befragten erwarten eine bessere Geschäftsentwicklung (-6 Prozent). 27 Prozent rechnen mit steigenden Umsätzen (-3 Prozent). Das Gros stellt sich aber auf gleichbleibende Umsätze ein (60 Prozent). Rund 13 Prozent befürchten einen niedrigeren Umsatz (+ 4 Prozent). Mit dem zurückliegenden Jahr sind die Ingenieure überwiegend zufrieden: Für 70 Prozent der Befragten war 2014 ein gutes Jahr, 26 Prozent bewerten es als befriedigend, 4 Prozent als schlecht.
INGBW-Hauptgeschäftsführer Daniel Sander zieht dementsprechend eine gemischte Bilanz: "Die Auftragsbücher der Ingenieurbüros sind zwar nach wie vor gut gefüllt, die Erwartungen für das laufende Jahr zufriedenstellend. Es ist aber offensichtlich, dass sich die Rahmenbedingungen zunehmend ungünstig entwickeln und die Umsatzerwartungen stärker gedämpft sind als im vergangenen Jahr. Unübersehbar ist, dass vor allem der Fachkräftemangel und der immer schärfer werdende Preiswettbewerb den Ingenieurbüros zu schaffen macht."
Der Fachkräftemangel trifft die meisten der befragten Ingenieurbüros empfindlich (78 Prozent). 34 Prozent haben sogar "große Schwierigkeiten", offene Stellen zu besetzen. Insgesamt stellt derzeit jedes vierte befragte Ingenieurbüro neu ein. Nach wie vor trifft das Problem die Büros im ländlichen Raum besonders hart. Viele engagieren sich deshalb in der Ausbildung des Nachwuchses, indem sie zum Beispiel Studierende für Praxissemester oder Abschlussarbeiten aufnehmen. Die einzelnen Ingenieurbranchen machen sich bei der Nachwuchssuche untereinander Konkurrenz. Insbesondere der Maschinenbau- und Automobilindustrie gelingt es, viele junge Ingenieure abzuwerben.
"Die Ursachen des Problems bleiben bestehen", erläutert Sander. "Die Pensionierungswelle bei den Ingenieuren steigt an. Zwar gibt es immer mehr Studienanfänger in den benötigten Fächern. Aufgrund der weiterhin viel zu hohen Abbrecherquote kann der Bedarf mit den heimischen Hochschulabsolventen aber noch nicht gedeckt werden. Dass der VDI urplötzlich keine 'Ingenieurlücke' mehr feststellen will, können wir in Baden-Württemberg deshalb nicht nachvollziehen." Um das Fachkräfteproblem hierzulande kurzfristig zu entschärfen, müssten deshalb auch ausländische Ingenieure gewonnen werden, fügt Sander hinzu. "Die Ingenieurkammer Baden-Württemberg bemüht sich aus diesem Grund in Zusammenarbeit mit ihren Partnerorganisationen im Ausland, junge Fachkräfte hier im Land zu vermitteln. Entsprechende Vereinbarungen haben wir zum Beispiel mit unseren Partnern in Norditalien und Katalonien, aber auch außerhalb Europas, etwa im Libanon und Ägypten. Dort gibt es hervorragend ausgebildete Ingenieure, die in ihren Ländern nur schwer Arbeitsplätze finden."
Die Konjunkturumfrage in Schaubildern